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Die Strecke
Start/Ziel Langlaufstadion Ramsau am Dachstein
Distanz 42,6 Kilometer
Aufstieg 2460 Höhenmeter
Abstieg 2460 Höhenmeter
Die Tage davor
Die Anmeldung ist erledigt. Die Spannung steigt. Die Vorfreude auch.
Über den Sommer habe ich mich mit verschiedenen Läufen in den Bergen vorbereitet. Als wir nun ein paar Tage vor dem Lauf in der Ramsau ankommen, steigt die Nervosität dann aber doch.
In den nächsten zwei Tagen werde ich mich bisschen an die Umgebung gewöhnen und die talnahen Streckenabschnitte auskundschaften.
Das Wetter ist wechselhaft; am Samstag, dem Renntag soll es aber perfektes Wetter haben.
Das Rennen
Die Nervosität steigt
Am Renntag läutet mich der Wecker um 5 Uhr aus dem Bett. Der Start ist um 8 Uhr, um 7 ist im Startbereich ein Briefing angesetzt.
Nach meinem Brot mit Erdnussbutter und einem Kaffee überprüfe ich noch einmal meine Ausrüstung: Gels, Müsliriegel, Trinkpulver, Stöcke, … alles da.
Die Startnummer haben wir schon am Vortag in einem Sportgeschäft abgeholt. Alles ist bereit.
Als wir mit dem Auto losfahren, steigt die Nervosität mit jedem Meter, dem wir uns dem Startbereich nähern.
Los geht’s
Mit dem Briefing um 7 war es dann doch nicht so genau. Die Läufer, die sich um diese Uhrzeit am Start versammelt haben, erleben stattdessen die letzten Aufbauschritte des Start-Ziel-Bereichs.
Die Sonne färbt das Langlaufstadion in Ramsau am Dachstein in wunderschönes Morgenlicht. Kaum eine Wolke ist am Himmel zu sehen. Langsam beginne ich mich aufzuwärmen.
Wenige Minuten vor dem Start, bekommen alle, die am Marathon teilnehmen einen GPS-Sender, mit dem Freunde und Familie die Position der Läufer verfolgen können.
Im Startbereich gehe ich die Strecke noch einmal im Kopf durch. 41,2 Kilometer sind es offiziell. Noch nie bin ich so weit gelaufen. Schon gar nicht mit 2.460 Höhenmetern, die außerdem zurückzulegen sind. Das Wichtigste ist, nicht zu schnell zu starten, rufe ich mir ins Gedächtnis.
10, 9, 8, … der Sprecher startet den Countdown. Jetzt gibt es kein Zurück.
Endlich ist es so weit. Als ich den Start durchquere, merke ich, dass die Nervosität langsam abfällt. **Endlich laufen **.
Flaches “Einlaufen”
Die ersten Kilometer des Torlauf-Marathons verlaufen relativ flach. Das Laufen fühlt sich einfach an. Dennoch versuche ich meine Geschwindigkeit zurückzuhalten.
Richtung Sattelberg geht es zum ersten Mal etwas steiler bergauf; Kräfte sparen: gehen ist angesagt. Danach führt die Strecke bergab Richtung Sattelberghütte und später verlieren wir noch weitere Höhenmeter bis wird den tiefsten Punkt der Strecke erreicht haben.
Fürs Erste ist es nun vorbei mit dem Laufschritt. Bis zur Edelgrießhöhe gilt es fast 1.800 Höhenmeter zurückzulegen.
Rauf, rauf, rauf
Über ein kurzes Stück laufen wir entlang einer asphaltierten Straße bis zum Eingang der Silberkarklamm. Fürs Genießen bleibt leider nicht ganz viel Zeit. Aus dem Augenwinkel bestaune ich das Wasser, dass sich durch die enge Schlucht bahnt.
Mein Fokus liegt am Erklimmen der steilen Treppen, die uns hinauf durch die Klamm führen. Obwohl ich versuche betont langsam zu gehen, sehe ich, wie mein Puls immer wieder den roten Bereich erreicht.
Nachdem wir die Klamm verlassen haben und erst über Geröll, dann über einen Wanderweg weiter bergauf gehen, stabilisiert sich mein Puls langsam. Nach ungefähr 1:08h erreiche ich die erste Labestation an der Silberkarhütte.
Doch nun beginnt der Anstieg erst so richtig. Über Serpentinen legen wir Höhenmeter um Höhenmeter zurück. Das Läuferfeld reißt hier immer weiter auseinander. Es finden sich ein paar Gruppen von Läufern im gleichen Tempo die als “Leidensgenossen” diesen Abschnitt gemeinsam zurücklegen.
Nach rund 2 Stunden und 12 zurückgelegten Kilometern erreiche ich die Abzweigung “Grubach”. Von hier aus geht es nun etwas weniger steil Richtung Gutenberghaus. Viel zum Laufen komme ich aber auch hier nicht. Der Weg ist durchaus technisch, es geht ständig über Felsen rauf und runter. Auch der Blick auf meinen Puls rät mir lieber weiter im Geh-Tempo unterwegs zu sein.
Nach zweieinhalb Stunden stehe ich endlich auf der Feisterscharte und blicke hinunter zur nächsten Labestation: dem Guttenberghaus. Auch hier lässt der Weg einem nicht allzuviel Zeit zu rasten. Gleich nach dem Guttenberghaus steigt der Weg wieder an. Zumindest weiß ich, dass die steilsten Stellen (zumindest bergauf) hinter mir liegen.
Spätestens ab der Gruberscharte komme ich mir vor wie in einer anderen Welt. Die hochalpine Landschaft ist karg, aber spektakulär. Hier auf über 2.300 Metern ist es – trotz Sonnenscheints – etwas kühler.
Bei 3:30 stehe – besser: laufe – ich am höchsten Punkt: der Edelgrießhöhe. Ehrfürchtig blicke ich hinab ins Edelgrießkar. Hier muss ich nun hinab.
Vom Hochgebirge auf die Alm
Auf Youtube habe ich mir zur Vorbereitung ein Video über dem Torlauf von 2020 angeschaut und habe ich schon geistig auf eine Überquerung des Edelgrießgletschers vorbereitet. Nur: 4 Jahre später ist vom Gletscher wenig übrig. Nur weit entfernt sehe ich eine kleines, trauriges Schneefeld. Stattdessen müssen wir uns nun an einem Seil von der Scharte hinunter abseilen.
Hier im Kar heißt es nun auf zwischen groben Geröll und feinem Kies das Gleichgewicht zu halten. Auch ein kleines Stück Klettersteig gilt es hier zu absolvieren.
Je weiter wir kommen, desto einfach wird das Gelände wieder. Ich bin froh, als der Weg langsam wieder in ein Meer aus Latschen eintaucht und ich mich der Türlwandhütte nähere. Hier gibt es wieder Verpflegung.
Ich bin erleichtert, den schwierigsten Teil hinter mir zu haben. Jedoch weiß ich auch, dass ich mit 24 Kilometern erst etwas mehr als die Hälfte der Kilometer zurückgelegt habe. Der Weg hinauf zur Dachsteinsüdwandhütte ist mäßig steil. Mit einer Mischung aus Laufen und Gehen nähere ich mich dem Ausflugsziel. Hier sind nun viele Wanderer unterwegs. Viele bleiben stehen und feuern mich an. Das gibt noch einmal zusätzliche Kraft.
Der Weg führt mich geradewegs durch den Gastgarten der Hütte. Danach fällt er auf der anderen Seite steil hinab. Beim Hinablaufen fällt mir auf, dass ich schon lange keinen anderen Läufer gesehen habe. Bin ich noch richtig? Doch bald sehe ich wieder einen der roten Pfeile, die den Lauf markieren.
Es geht weiter hinab, bis zur Maralm, und freue mich auf eine Forststraße zu treffen. Nach vielen technischen Trails kann ich nun die Konzentration etwas zurückschrauben. So bleibt auch etwas Zeit, mich zu fragen, wie ich mich fühle. Ich bin nun kurz vor der 30-Kilometer-Marke und damit ungefähr im Bereich meines längsten Laufs vor diesem Rennen. Zwar merke die Erschöpfung, aber ich bin mir jetzt sicher, das Rennen beenden zu können. Auch mein Puls hält sich in einem annehmbaren Bereich auf. Nachdem ich einige Meter bergauf gegangen bin, beschließe ich auch bergauf zu laufen. Und zu meiner Überraschung funktioniert das ausgezeichnet.
Hinauf zur Neustattalm überhole ich zwei Läufer, was mir weitere Energie gibt. Außerdem weiß ich: Bald geht es hinunter, zurück nach Ramsau. Auf der Brandalm fülle ich noch einmal meine Getränke auf, bevor es über eine Forststraße zügig Richtung Tal geht.
Eine Extra-Schleife
Als ich in Schildlehen wieder die Zivilisation erreiche, bin ich froh über die bekannte Umgebung. Am Tag zuvor hatte ich mir noch den Bereich der Strecke angesehen. Daher weiß ich was auf den nächsten Kilometern auf mich zukommt.
An der letzten Labestation verzichte ich auf ein Auffüllen meiner Getränke, aber ich bin dankbar über die Dusche, die hier aufgebaut ist. Mittlerweile ist es relativ warm geworden. Die Abkühlung ist daher mehr als willkommen.
Einsam geht es nun zurück Richtung Ziel. Ich sehe bereits die Kirche von Ramsau, jedoch weiß ich, dass ich mich nicht zu früh freuen darf. Einmal geht es noch bergauf. Hinauf auf den Kulmberg führt eine kleine Schleife durch den Wald. Endlich erreiche ich die Schisprungschanze, von der ich hinunter ins Ziel blicken kann.
Erschöpfung und Freude machen sich in mir breit. Fast habe ich es geschafft.
Kurz vor dem Ziel haben sich die Routenplaner noch einmal eine kleine Gemeinheit einfallen lassen. Mit dem Ziel schon fast vor Augen zeigt der rote Pfeil noch einmal steil einen kleinen Hügel hinauf. Jetzt reichts dann mit den Höhenmetern!
Erst als ich die Wiese im Langlaufstadion betrete und das Ziel direkt vor mir sehe, bin ich mir nun sicher: Ich habe es geschafft. Das erste Mal 42 Kilometer. Was für ein Erlebnis.
Fazit
Wunderschöner Lauf, hinauf in Richtung des höchsten Bergs der Steiermark. Durch die abwechslungsreiche Landschaft ist die Strecke immer interessant.
Auch in den hoch-alpinen Bereichen des Rennens ist die Strecke ausgezeichnet markiert. An den schwierigsten Stellen sind Helfer stationiert, die einen sowohl anfeuern als auch darauf achten, das alle heil ins Ziel kommen.
Mit ca 130 Läufern hat der Torlauf Dachstein ein eher kleineres Teilnehmerfeld, weshalb ich auch im zweiten Teil des Rennens lange keine anderen Läufer gesehen habe.
Verpflegung
Bis auf ein Stück Banane, einen Müsliriegel und ein paar Soletti, habe ich mich nur mit flüssigen Kohlenhydraten verpflegt. Das hat für mich sehr gut funktioniert.
Tipps
- Sonnencrème nicht vergessen. Im Gebirge ist die Sonne besonders stark.
- Stöcke sind beim langen Anstieg sehr hilfreich.
Links
- Veranstaltungs-Webseite: https://www.torlauf-dachstein.info